Ziehen an der Leine

PROBLEMLÖSUNGEN
Ziehen an der Leine

Warum ziehen Hunde eigentlich an der Leine? Manchmal ist es offensichtlich, aber eben nicht immer. Kennt man jedoch die verschiedenen Gründe, versteht man seinen Hund zum einen besser. Zum anderen hilft es, genau solche Situationen zu vermeiden, in denen das Ziehen an der Leine (meist unbewusst) gefördert wird. 



Folgende Gründe für das Ziehen gibt es:

  • Anderes Gangtempo
  • Starke Erregung
  • Der Hund fühlt sich verantwortlich
  • Schlichte Ignoranz


Anderes Gangtempo

Jeder Hund hat sein individuelles Gang- und Lauftempo, das in der Regel schneller ist als unser Schritt. Unser Tempo ist vielen Hunden viel zu langsam, sie bevorzugen einen leichten Trab, bei dem wiederum wir im Schritt kaum mithalten können, es sei denn, es handelt sich um einen kleinen Hund. Kein Wunder also, dass die Leine häufiger auf Spannung kommt, als uns lieb ist. Sich unserem Tempo anzupassen, erfordert viel Konzentration – auch das sollte beim Training berücksichtigt werden.



Schnelle Zielerreichung – Ziehen lohnt sich

Einer der Hauptgründe für das Ziehen an der Leine ist der, dass es Erfolg gebracht hat. 

Ein Beispiel

Ein Hund zieht zu jedem entgegenkommenden Passanten und wird von diesem auch gestreichelt oder gefüttert. Schön, einen freundlichen Hund zu haben! Aber er muss ja nicht jedem Hallo sagen, auch nicht jedem Hund, und erst recht nicht, wenn er dafür mit voller Energie an der Leine zerrt. Gerade Menschen, die einen jungen Hund haben, tappen häufig in die Falle: Der Kleine soll schließlich alles kennenlernen und erkunden, zieht dabei aber seinen Menschen hinter sich her, von einem spannenden Ding zum nächsten. Später soll es aber genau andersherum sein, der Hund soll sich am Menschen orientieren. Damit das gelingt, sollte man auch beim jungen Hund schon darauf achten, dass eine gespannte Leine keinen Erfolg und keinen vergrößerten Bewegungsradius bewirkt. Nur wenn die Leine locker ist, wird der Hund beispielsweise zu einem spannenden Objekt oder zu einem Menschen geschickt. So kann ein Hund viele Dinge kennenlernen und erkunden, trotzdem hat der Mensch aber entschieden, wann (und durch welches Verhalten) das erreicht wird.


So sollte es nicht aussehen.

Problemlösung: Was kann ich tun?

Bewusste Nutzung der „Doppelbekleidung“ mit Halsband und Brustgeschirr. Soll sich der Hund entfernen, um sich zu lösen oder um andere zu begrüßen, wird die Leine vom Halsband auf das Brustgeschirr umgeschnallt (oder der Hund in den Freilauf entlassen), noch bevor sie auf Spannung kommt. So bleibt man sich der Trainingsaufgabe treu, dass an der Leine nicht gezogen wird, wenn sie am Halsband eingehakt ist und diese Regel wird konsequent immer eingehalten! 


So nicht! Verwenden Sie stattdessen die Doppelbekleidung. 




Starke Erregung

Egal, ob es sich um das Ausleben des Jagdtriebs handelt oder um die Vorfreude auf die Hundekumpels, beides sind Gründe, warum Hunde die Leine auf Spannung bringen. Je aufgeregter ein Hund ist, desto anstrengender ist er auch an der Leine. Und weil es so nervig ist, werden Hunde häufig genau dann abgeleint, wenn sie unruhig sind und ziehen. Verständlich, aber leider sehr kontraproduktiv, was die Leinenführigkeit und das gute Benehmen angehen. Dagegen bekommen Hunde für braves, abwartendes Verhalten meistens nichts, werden sogar ignoriert. 


Der Hund ist erregt und möchte unbedingt zu dem anderen Hund. In solchen Situationen sollten Sie vermeiden, dass Ihr Hund Erfolg hat. Leinen Sie nicht ab und lassen Sie sich nicht zu dem anderen Hund ziehen. 

Problemlösung – was kann ich tun?

Bleiben Sie mit dem Hund an der Leine so lange ruhig stehen, bis er sich beruhigt hat – und ein Weilchen ruhig bleibt. Dann erst wird er abgeleint. So wird dem Vierbeiner beigebracht, welches (brave) Verhalten zum Erfolg führt. 


Erst wenn der Hund ruhig ist, wird er abgeleint.


Dann muss er noch einen Moment warten …


… und darf nach der Freigabe zu dem anderen Hund laufen.


Achten Sie genau darauf, wann Sie Ihren Hund ableinen! Nehmen Sie in der nächsten stressigen Situation, wenn möglich, mehr Distanz zu dem spannenden Reiz ein, den Ihr Hund im Blick hat. Warten Sie, bis er sich beruhigt und deutlich entspannter ist als zu Beginn der Übung. Erst dann wird er abgeleint.

Übungsvariation

Wie beschrieben, nur dass weitergegangen wird, wenn sich der Hund beruhigt hat. Viele Hunde haben die Erwartungshaltung, dass sie zu jedem spannenden Reiz (Mensch, Hund, Pommes auf dem Boden) hindürfen – und erreichen auch oft ihr Ziel. Um das zu verändern, kann der Hundehalter immer für möglichst viel Ruhe und Entspannung in den aufgeregten Situationen sorgen. Erst wenn der Hund an lockerer Leine steht oder geht (zunächst in entsprechend vergrößerter Distanz), wird die spannende Situation verlassen. Wenn Ihr Hund weiß, dass er nicht immer überall dorthin darf, wo er hinmöchte, wird er bald entspannter sein.


Der an der lockeren Leine stehende Hund schaut die anderen Hunde nicht mehr an. Jetzt geht man weiter.


Eine weitere Übung in solch einer Situation ist die bereits beschriebene Vorübung Körpersprachlich Grenzen setzen.




Wichtig!

Das Abwarten, bis der Hund sich beruhigt hat, gilt nicht für panische Hunde. Bei einer Panik ist es wichtig, möglichst schnell die auslösende Situation zu verlassen. Sie müssen dabei nicht befürchten, dass damit das ängstliche Verhalten des Hundes verstärkt wird. Bei einer Panik ist das Stresslevel so hoch, dass Lernen nicht mehr möglich ist, es wird also auch nichts verstärkt.



Der Hund fühlt sich verantwortlich

Ein weiterer Grund, warum die Leine häufig auf Spannung kommt, ist die pflichtbewusste Übernahme der Verantwortung des Hundes für sein „Rudel“. Dabei verhält sich der Hund ähnlich wie ein Stadtführer: Er lotst seine Menschen sicher durch das Umfeld. Er geht immer voran, weist auf interessante Sehenswürdigkeiten hin (die in seinem Fall eher mit der Nase erlebt werden können) und kümmert sich darum, wenn Probleme oder Schwierigkeiten auftauchen. Das heißt, dass er immer wach und präsent ein Stück vor seinem Menschen läuft – und damit eben die Leine auf Spannung bringt. 


Der Hund steht mit gespannter Leine vor seinem Mensch und ist extern orientiert.




Schlichte Ignoranz

Aus Hundesicht gibt es einen einfachen Trick: Halte die Leine auf Spannung, und du spürst, dass dein Mensch noch da ist. Ergo: Um ihn muss man sich nicht mehr kümmern, man kann ihn getrost ausblenden. Gerade für passionierte Jäger oder „Kontrolljunkies“ unter den Hunden ist das eine geeignete Maßnahme. Man kann wunderbar sein Ding machen, ohne Angst haben zu müssen, dass einem der Mensch verloren geht. 

Problemlösung – was kann ich tun?

Was in diesem Fall meistens hilft, sind Tempovariationen: Werden Sie für ein paar Schritte deutlich schneller, bremsen Sie abrupt ab, beschleunigen Sie wieder. Viele spitze und dynamische Richtungswechsel in kurzer Abfolge helfen zudem, die Leine lockerer zu bekommen.



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